2,940 Münzen und 200 Silberfragmente fern der Grenze des Römischen Reiches in Deutschland gefunden

Experten wissen nicht, wie oder warum der enorme Schatz an diesen Ort gelangt ist, zumal es in der Gegend keine anderen archäologischen Funde gibt.

 Der Fundort des Schatzes. (photo credit: GDKE RLP, Landesarchäologie Koblenz)
Der Fundort des Schatzes.
(photo credit: GDKE RLP, Landesarchäologie Koblenz)

In der Nähe von Herschbach, Deutschland, wurde ein außergewöhnlicher Münzschatz mit fast 3.000 Münzen aus der Römerzeit ausgegraben, und zwar weit jenseits der früheren Grenzen des Römischen Reiches. Die Entdeckung wurde von dem lizenzierten Sondengänger Stefan Klein gemacht, der seinen Fund mit einem Metalldetektor sofort bei der Landesarchäologie in Koblenz meldete. Bei der anschließenden Ausgrabung durch die Behörden wurden etwa 2 940 Münzen und über 200 dünne, mit geometrischen Mustern verzierte Silberblechfragmente freigelegt, die alle in einem zerbrochenen Keramikgefäß zwischen zwei Felsen verborgen waren.

Die Lage des Hortfundes ist bemerkenswert, denn er liegt 18 Kilometer jenseits des Obergermanischen Limes, der Verteidigungslinie, die die Grenze zwischen dem Römischen Reich und den germanischen Völkern markierte. In diesem Gebiet gab es keine bekannten germanischen Siedlungen, so dass die Frage aufkommt, wie ein so großer Schatz dorthin gelangt ist. Experten sind über die Entdeckung erstaunt, zumal es in dem bergigen Gelände bei Herschbach in Rheinland-Pfalz keine anderen archäologischen Funde gibt.

Die Artefakte sind schlecht erhalten, was den Identifizierungsprozess mühsam und zeitaufwändig macht. Bislang wurden nur 100 Münzen sachgemäß identifiziert. Beim Großteil der identifizierten Münzen handele es sich um Antoniniani, die offiziellen Silbermünzen des Römischen Reichs im 3. Jahrhundert n. Chr., die allerdings meist aus Bronze mit einer dünnen Silberschicht bestanden, erklärt der Archäologe Timo Lang.

Die ältesten identifizierten Münzen bilden den römischen Kaiser Gordian III. ab, der von 238 bis 244 n. Chr. regierte, die jüngsten Münzen den gallischen Kaiser Victorinus, der zwischen 269 und 271 n. Chr. regierte. Archäologen haben die Münzen auf die Zeit zwischen 241 und 271 n. Chr. datiert, was darauf hindeutet, dass sie höchstwahrscheinlich in den frühen 270er Jahren vergraben wurden. Die Rückseiten der Münzen zeigen Bilder der Gottheiten Herkules und Mars sowie typische Abbildungen kaiserlicher Propaganda. Die meisten identifizierten Münzen zeigen auf einer Seite das Porträt eines römischen oder gallischen Kaisers.

Der Großteil der Münzen wurde in Köln geprägt, das damals zum Gallischen Sonderreich gehörte – einem vom Römischen Reich abtrünnigen Staat, der von etwa 260 bis 274 n. Chr. bestand und das heutige Frankreich, Belgien, Spanien sowie Teile Deutschlands und Italiens umfasste. Einige der Münzen wurden in Rom geprägt. Die Region, in der der Schatz entdeckt wurde, gehörte nicht zum Gallischen Sonderreich, was das Rätsel, wie die Münzen so weit entfernt von den Reichsgrenzen landen konnten, weiter vertieft.

Die Entdeckung wirft interessante Fragen über ihre Präsenz in feindlichem Gebiet auf. Eine Möglichkeit ist, dass das Gallische Sonderreich versuchte, germanische Eliten zu bestechen, um sie von einem Angriff auf das eigene Territorium abzuhalten oder aber zu einem Angriff auf das Römische Reich zu bewegen. Eine andere Möglichkeit ist, dass germanische Soldaten die Münzen von der anderen Seite der Grenze gestohlen und dann versteckt haben könnten. 

Zu den möglichen Erklärungen gehört auch, dass „die Münzen durch Handel oder von römischen Soldaten auf einer Mission mitgebracht wurden.“

„Normalerweise bestehen Münzschätze außerhalb des Römischen Reiches aus ein paar Dutzend oder vielleicht ein paar hundert Münzen“, so Lang. „Der neu entdeckte Schatz ist aber deutlich größer.“ Er fügte hinzu, dass ihm nur ein einziger Hortfund außerhalb des Reiches bekannt sei, der mehr Münzen aus dieser Zeit enthalte – ein in Polen gefundener Münzschatz. Römische Münzen aus dem dritten Jahrhundert werden häufig innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches gefunden, aber der Fund eines so großen Schatzes außerhalb des ehemaligen Reiches ist außerordentlich selten.

Neben den Münzen wurden auch über 200 dekorative Silberblechfragmente gefunden, deren ursprünglicher Verwendungszweck den Archäologen jedoch noch nicht bekannt ist. Die Silberfragmente waren im selben Keramiktopf vergraben wie die Münzen. Die Form des Topfes entspricht den Traditionen römischer Keramik aus dem dritten Jahrhundert. Langs Team hofft, die Silberfragmente mit einem CT-Scanner analysieren zu können, um ihre ursprüngliche Form digital zu rekonstruieren.

Die Artefakte waren in einem zerbrochenen Keramikgefäß vergraben, das zwischen zwei Felsen verborgen war und im Laufe der Zeit zerbrach, was darauf hindeutet, dass es dort über einen längeren Zeitraum gestanden hatte.


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Die Entdeckung gewährt Einblick in eine Zeit politischer Instabilität im Römischen Reich. Das Gallische Sonderreich hatte sich vom Römischen Reich abgespalten und existierte von etwa 260 bis 274 n. Chr. unabhängig. Dieser Kontext macht die Umstände des Vergrabens des Schatzes noch interessanter.

Die Forscher hoffen, dass die weitere Identifizierung der Münzen zu genaueren Erkenntnissen über ihre Herkunft und die Umstände ihres Vergrabens führen wird. Die außergewöhnliche Entdeckung wirft mehr Fragen auf, als sie derzeit beantwortet, insbesondere im Hinblick auf ihr Verschwinden während einer turbulenten Phase der Geschichte.

Die Existenz eines so bedeutenden Schatzes in einer Region, die weder Teil des Römischen noch des Gallischen Reiches war, stellt das bisherige Verständnis der antiken Handels- und Siedlungsmuster in Frage. Die Entdeckung könnte Aufschluss über Interaktionen zwischen der römischen Welt und den germanischen Völkern jenseits ihrer Grenzen geben.

Während die Analyse andauert, schwindet für die Archäologen weder die Faszination von der Herkunft des Schatzes noch von den Geschichten, die er über die Bewegungen von Menschen und Wohlstand während einer turbulenten Ära der europäischen Geschichte enthüllen könnte.

Über den Fund berichteten zahlreiche europäische Zeitungen, unter ihnen Live Science, La Vanguardia, Archaeology Magazine, HuffPost Spain, My Modern Met, Mirror und die Süddeutsche Zeitung.

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen für generative KI „Alchemiq“ verfasst.